Ausbildung

Interview mit Annika M.

seit September 2023 im Anerkennungsjahr als Erzieherin bei den "Buntspechten e.V." im Waldkindergarten.

 

Hallo Annika, schön, dass wir die Zeit für dieses Interview gefunden haben und neben dem Alltag auch dafür noch ausreichend Energie aufbringen können.

Hallo, ja, das ist sicherlich in unserem Beruf nicht selbstverständlich und vermutlich unserer guten Personalsituation zu verdanken, schließlich ging die Krankheitswelle auch am Waldkindergarten nicht komplett vorbei.

 

Sind deinem Empfinden nach die Kinder im Wald denn weniger krank, als in herkömmlichen Einrichtungen?
Ja, das denke ich schon. Und nicht nur die Kinder, ich habe ja bereits den Vergleich zu geschlossenen Einrichtungen und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass für Erzieher/Innen krank zu sein, vor allem im Winter, ein riesen Thema ist. Ich bin jedenfalls froh diesen Winter einmal weitestgehend gesund geblieben zu sein.

 

Du bist nun schon über ein halbes Jahr bei uns im Waldkindergarten. Ist es so wie du es dir vorgestellt hast und fallen dir noch weitere Dinge ein, die uns im positiven von klassischen Einrichtungen Unterscheiden?

Ja, auf jeden Fall! Ich genieße es sehr, dass ich den Großteil meines Arbeitstages an der frischen Luft und draußen in der Natur bin. Es ist einfach schön zu sehen, dass dieses Konzept total gut funktioniert und die Kinder viele Möglichkeiten bekommen, die in geschlossenen Einrichtungen gar nicht möglich sind. Ich finde auch gut wieviel wir den Kindern schon zutrauen, ob beim gemeinsamen Kochen, Werken oder Schnitzen, die Kinder haben einfach sehr, sehr viele Möglichkeiten kleine und größere Lernerfahrungen zu machen. Es ist toll ein Teil davon zu sein und die gute Atmosphäre auf menschlicher Ebene trägt ebenfalls dazu bei. Ich fand es in anderen Einrichtungen immer komisch, wenn Erwachsene gesiezt werden. Im Wald sind alle per Du und da wir als kleine Einrichtung uns untereinander schon gut kennen, ist die Atmosphäre sehr angenehm, ohne dabei auf Professionalität zu verzichten.

 

Dein Anerkennungsjahr ist der letzte Baustein für deine schulische Ausbildung und die staatliche Anerkennung. Würdest du es wieder so machen, oder doch lieber eine ´Praxis Integrierte Ausbildung´(PIA) absolvieren?

Für mich war das genau die richtige Entscheidung. Der Schulmodus hat auch seine Vorteile, z.B. die Ferien, - und durch die verschiedenen zu absolvierenden Praktika hatte ich trotzdem immer einen guten Bezug zum Alltag mit den Kindern. Ich habe in den letzten Jahren gleich mehrere verschiedene Einrichtungen und Konzepte kennengelernt und habe auch in der Krippe Erfahrungen gesammelt, das war wirklich sehr interessant. Auch der finanzielle Aspekt, der an dieser Stelle oft als Argument angeführt wird, ist durch das ´Aufstiegs BAföG´ (www.aufstiegs-bafoeg.de) nicht so schlecht wie viele im ersten Moment denken. Ich kann die schulische Ausbildung also durchaus weiterempfehlen.

 

Zum Schluss noch die Frage ob es im Wald auch Nachteile gibt? Wir wollen sie fairer Weise nicht verschweigen.

Klar ist man dem Wetter ausgesetzt und manchmal ist die Offenheit des Waldes auch eine Herausforderung, aber, wenn man es mit den Vorteilen aufwiegt, überwiegen diese für mich doch deutlich. Vor allem die gute Ausstattung des Rappenauer Waldkindergartens trägt auf mehreren Ebenen dazu bei, eine wirklich vollwertige Einrichtung zu sein. Vom Zuschuss für Arbeitskleidung für die Angestellten, über die Supervision zur Qualitätssicherung, es wird hier nichts dem Zufall überlassen. Und auch die noch gar nicht so alte Jurte trägt unheimlich dazu bei, dass es bei den Buntspechten an nichts Essenziellem mangelt.

Fragen und Text: Florian Schittkowski